Heimkino



Da mich seit 2003 auch das Thema Heimkino heimgesucht hat, haben sich mit der Zeit einige Erfahrungen angesammelt, die ich hier mal zusammenfassen möchte. Ich werde dabei versuchen, keine Herstellernamen und Gerätemodelle zu nennen, um den Leser nicht zu beeinflussen. Jeder soll sich selber bei den genannten Quellen Informationen besorgen und sich so sein eigenes Bild machen können. Die Vorführung der Geräte in der Praxis bei einem guten Fachhändler oder Bekannten, der auch Fragen beantworten und ggf. technische Zusammenhänge erklären kann, ist unerläßlich.



Vorbehalte

Anfangs hielt ich das alles für Mumpitz, den keiner braucht. Es schien für mich nur eine weitere Werbemasche der Industrie zu sein, um den Kunden das Geld aus der Tasche zu locken. Denn Hifi-Turm und Fernseher sowie Videorecorder hatte ja jeder schon zu Hause rumstehen. Also mußte etwas neues her. Mit Unbehagen sah ich, wie auch die seriösen Hifi-Fachzeitschriften so nach und nach immer mehr AV-Receiver und 5.1-Boxensets testeten. Auch die Hifi-Händler boten immer öfter diese mehrteiligen Lautsprecher-Pakete an, wobei sie bei gutem Qualitätsniveau auch eine gute Einnahmequelle hatten, was Ihnen auch gegönnt sei.



Technische Entwicklung

Angefangen hat wohl alles mit der Erfindung der DVD, die so eklatante Bildverbesserungen gebracht hat, die jedem schon beim normalen Röhrenfernseher aufgefallen sind. Also hielten auch nach und nach DVD-Player Einzug in die Haushalte. Die Sinnhaftigkeit dieser Technologie brauchte man also nicht mehr zu hinterfragen. Als Filmfan hatte ich mir denn auch eines Tages (ca. 2001/2) so einen DVD-Player zugelegt und konnte die (im Vergleich zu normalem TV und VHS-Video) überlegene Bildqualität genießen. Die Filme selber fand ich anfangs zu teuer und ich habe daher nur selten und nur bei Sonderangeboten zugegriffen. Mittlerweile hat sich das Preisgefüge ja gottseidank nach unten nivelliert, so daß die Scheiben heutzutage manchmal schon für weniger als fünf Euro zu kaufen sind. Das ist meist sogar günstiger als ein Kinobesuch und gilt auch für relativ aktuelle Filme, die vielleicht erst ein oder zwei Jahre alt sind.

Aus den Kinobesuchen war man die Rundumbeschallung allmählich gewöhnt, so daß der Wunsch aufkam, die gleiche Klangkulisse auch beim heimischen Filmgucken genießen zu können. Auch bei einem guten Fernseher bzw. guten eingebauten Lautsprechern kommt der Ton eben nur von vorne und in Stereo. Dies gilt auch für die sogenannten Soundprojektoren und Technologien, die mit Beschallung von vorne eine Pseudo-Rundumkulisse erzeugen wollen. Angeblich soll es dabei möglich sein, das menschliche Ohr zu täuschen. Einige dieser Lösungen hören sich allenfalls interessant an, sind aber nicht das wahre. Für das Geld, was dort verlangt wird, bekommt man auch ein ausreichend gutes 5.1-Boxenset, das wesentlich echter klingt.



Vernünftige Gründe

Viele Filme verlangen nach Klang aus allen Richtungen, um einige Szenen besser nachvollziehbar zu machen bzw. das Geschehen wirklichkeitsgetreuer darstellen zu können. Dabei geht es beileibe nicht nur um Schießereien und Explosionen, sondern auch um solch subtile Geräusche wie etwa das von Regentropfen, die auf eine bestimmte Art von Untergrund fallen. Ein anders Beispiel wäre der Hall eines großen Raumes, wo Geräusche und Stimmen von allen Seiten reflektiert werden. Ohne entsprechende seitlich oder rückwärtig positionierte Lautsprecher würden auch wichtige Informationen fehlen, etwa wenn ein Fahrzeug oder ein Reiter von hinten nach vorne kommt. Das entsprechende Objekt würde unvermittelt im Bild auftauchen und zu Irritationen führen.

Eine gute Regenszene befindet sich am Anfang vom ersten X-Men-Film, wo der spätere Magneto als Kind von den Nazis deportiert wird: Mit einer guten Rundumbeschallung hat man das Gefühl, daß man mitten im Regen steht. Eine Reiterszene kann man in "Sleepy Hollow" genießen: Wenn das Trampeln der Pferdehufe von hinten immer näher kommt, möchte man unwillkürlich ausweichen, um nicht verletzt zu werden. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.



Die Initialzündung

Der erste Keim einer Idee zur Anschaffung eines 5.1-Boxensets kam im Herbst 2003, als ich während des Umsteigens an einem Bahnhofskiosk eine Heimkinozeitschrift kaufte und im Zug zu Ende las. Im Dezember 2003 hielten dann AV-Receiver und Boxenset bei mir Einzug und jeder gesehene Film hat diese Entscheidung in ihrer Richtigkeit bestätigt. Mit der Zeit war das Verhältnis von 80cm-Fernseher (immerhin schon 16:9) zum großen Sound ein etwas schiefes geworden, so daß der Wunsch aufkam, zum großen Klang auch das große Bild zu haben. Also mußten ein Projektor und eine Leinwand her. Letzteres war in meiner Stuttgarter Wohnung kein Problem, denn eine entsprechend große Wand war ausnahmsweise nicht mit der üblichen Rauhfasertapete verunstaltet, sondern mit einer planen Papiertapete versehen und in mattem Weiß gestrichen worden. Vor dem Filmgenuß mußte ich nur zwei Gemälde abnehmen, um aus dieser Wand eine Leinwand zu machen. Eine günstige Alternative zur echten (teuren) Leinwand ist auch ein gutes Rollo, das man bei Läden wie Quelle oder Ikea sehr günstig bekommt. Damit nicht mitten im Film eine Unterbrechung auftritt, sollte man anstelle eines Springrollos besser ein Seitenzugrollo nehmen. Wellungen im Gewebe, die durch ständiges Wiederaufrollen entstehen können, wirkt man entgegen, indem man in die Plastikschiene am unteren Rand ein paar kleine Geldstücke zur Beschwerung hineintut. Auch kann es sich als vorteilshaft erweisen, die glatt beschichtete Rückseite des Rollo nach vorne zu hängen – allerdings nur, wenn diese auch weiß ist.



Der Projektor

Mit der Anschaffung des Projektors habe ich mir Zeit gelassen, denn es mußten etliche Testberichte und Verbraucherberichte gelesen werden. Hierbei sind die Zeitschrift Audiovision und die Webseiten www.cine4home.de, www.audioreview.com, www.projectorcentral.com und www.beisammen.de eine wertvolle Hilfe gewesen. Nicht so gut, aber auch interessant sind die Seiten www.dvdboard.de und www.areadvd.de. Ebenfalls als Informationsquelle dienen die Webseiten der Hersteller, wo sich manchmal ein Entfernungsrechner findet, d.h. man kann ausrechnen, wie weit die Entfernung des Projektors zur Leinwand sein muß, um eine bestimmte Bildgröße zu erzielen (sowas gibt’s aber auch bei projectorcentral). Auch Zeitschriften wie Video, Heimkino und andere kann man lesen, aber man muß nicht alles glauben. Viele Artikel bleiben an der Oberfläche und manchmal werden Produkte hochgejubelt, die man besser nicht kauft. Ein empfehlenswerter Fachhändler ist Grobi in Kaarst: Der Mann hat sich seine kritische Distanz bewahrt und verkauft keinen Müll, nur um das schnelle Geld zu machen. Er nimmt sich die Zeit (entsprechende Terminvereinbarung vorausgesetzt), mehrere Geräte parallel anzuschließen und das Studio komplett zu verdunkeln, um die Unterschiede verschiedener Projektoren anschaulich darzustellen.



Der DVD-Player

Der DVD-Player sollte den auf DVDs (wie auch im herkömmlichen Analog-TV) vorhandenen Bildstandard PAL (720x576) auf die native Auflösung des Projektors hochskalieren können. Hierbei sollte man auf eine gute Qualität der Innereien wie etwa Chips der Firma Faroudja oder Ähnliches achten. Auch die Anschlüsse und Kabel sollten einem hohen technischen Standard entsprechen. Digitale Verbindungen wie DVI und HDMI sind den analogen vorzuziehen. Diese technischen Anforderungen sollten selbstverständlich auch von Blueray-Playern erfüllt werden. Möchte man nicht tiefer in diese Materie einsteigen, empfiehlt sich ein guter Fachhändler, der sich auskennt (s.o.).



Örtliche Gegebenheiten

Abgesehen von den Geräten ist der Raum, in dem das Ganze stattfindet, ein wichtiger Einflußfaktor: Wenn alle Wände weiß gestrichen oder spiegelnde Oberflächen im Spiel sind (glänzender Mamor, Glasflächen), wird ständig Licht reflektiert und zurück auf die Leinwand geworfen. Dadurch wird die Bildqualität verschlechtert, sodaß z.B. Schwarz kein Schwarz mehr ist, sondern nur noch dunkelgrau. Der Kontrast läßt nach und die Farben wirken nicht mehr echt. Das ganze Bild wirkt flau und staubig.
Dem wirkt man entgegen, indem man dunkle Vorhänge aus einem rauhen Stoff kauft, der Licht gut absorbieren kann. Dieser sollte sich möglichst an allen Wänden und Decken befinden, die zu hell sind. Wenn man flexibel bleiben will, kann man sich entsprechende Vorhangschienen und Röllchen oder Ähnliches benutzen, um diese "Verdunkelung" hin- und herschieben zu können. Am idealsten ist natürlich ein separater Raum, den man nur zu diesem Zweck herrichten kann. Dann braucht man auch keine Rücksicht auf den Wohngeschmack anderer Leute zu nehmen. Eine gute Quelle zum Kauf ist hierbei www.moltonsite.de, die der Firma Rabenring gehört. Hier werden auch Spezialwünsche wie Einnähen von Metallösen, Säume oder Anbringen von Gardinenröllchen erfüllt und man kann genau die Meter-mal-Meter-Fläche angeben, die man wirklich braucht.

Die vorgenannten Maßnahmen dienen nicht nur der lichttechnischen, sondern auch der akustischen Verbesserung des Raumes. Auch der Klang kann under Reflexionen von glatten Flächen leiden, denn wenn alles hohl und hallig klingt, hat keiner mehr was vom Film. Daher sind glatte Fußböden wie Laminat, Parkett, Mamor und Fliesen nach Möglichkeit zu vermeiden. Fensterscheiben sollten mit Gardinen und Vorhängen akustisch "entschärft" werden, Spiegel und Glastüren von Schränken kann man für die Dauer des Films mit dunklem Stoff zudecken bzw. bei Einrichtung eines dedizierten Kinoraums von vornherein vermeiden. Am besten, man nimmt sich ein optimal eingerichtetes Kino bzw. Heimkino als Vorbild. Leider gehen viele Kinobetreiber heutzutage nicht immer optimal vor und begehen Fehler, so daß manches private Heimkino schon professioneller eingerichtet ist als das große Lichtspieltheater in der Stadt.

Als Alternative zu einer vollwertigen 5.1-Lautsprecherausstattung lassen sich gute Kopfhörer heranziehen, die mittels spezieller Techniken den Rundumklang simulieren können. Hierbei kommt meistens ein separater Kopfhörervorverstärker zum Einsatz. Als empfehlenswerte Technik kann Dolby Headphone genannt werden, da dort die Ergebnisse verblüffend authentisch klingen.



Die Filme

Bleiben noch ein paar gute Websites zur Software, sprich den Filmen zu nennen. Erste Informationsquelle sollte us.imdb.com sein, da hier in Originalsprache die Originalfassungen der Filme mit umfassenden Informationen bis hin zum zweiten Kameramann und letzten Stuntman besprochen werden. Auch die Bilder von Filmszenen und die Zusammenfassungen der Inhalte sind ein Highlight, so daß man sich ein Bild davon machen kann, was auf einen zukommt. Die Übernahme dieser Site durch Amazon hat der Qualität keinen Abbruch getan. Es existiert zwar auch eine deutsche Übersetzung, aber die ist nicht so gut gelungen.
Eine gute deutsche Seite ist www.cinefacts.de, wo vor allem Informationen zu aktuellen Preisen und Angeboten diverser Webshops zu finden sind. Auch gute Kritiken und Austrahlungstermine im Fernsehen finden sich dort.
Unerläßlich ist die deutsche Site www.schnittberichte.com, wo haarklein mit Sekundenangaben aufgedröselt wird, wo welche Szene aus einem Film herausgeschnitten wurde, um das Gezeigte für ein jugendliches Fernsehpublikum verträglich zu machen. Manchmal geht die Zensur so weit, daß sogar die Kinofassung verharmlost wurde und nur eine spezielle DVD-Version den vollständigen Film enthält.
Weiterhin gute Informationsquellen sind www.beisammen.de und www.kinoteam.de, wo sich in den entsprechenden Rubriken Erlebnisberichte und Kommentare finden, so daß man gut abschätzen kann, ob ein Film für einen selber in Frage kommt oder nicht.



Zusammenfassung der Weblinks:

www.audioreview.com :

Englischsprachige Seite mit Geräterezensionen von Endbenutzern

www.projectorcentral.com:

Englischsprachige Seite mit technischen Daten zu sämtlichen Projektoren

www.cine4home.de:

Ausführliche Testberichte zu Geräten und Händlern sowie Hintergrundwissen

www.beisammen.de:

Seriöses Forum zu sämtlichen Aspekten des Heimkinos

www.dvdboard.de:

Forum zu Hardware und Filmrezensionen

www.areadvd.de:

dto. mit ausführlichen Filmrezensionen (bei Hardware gelegentlich Schleichwerbung für Hersteller und Händler)

Grobi :

Empfehlenswerter Fachhändler

www.moltonsite.de:

Licht- u. schallschluckende Stoffe zur Auskleidung des Raumes

Dolby Headphone:

meine Recherchen zu diesem Thema

us.imdb.com:

Original der größten Filmdatenbank im Internet

www.cinefacts.de:

Alle Daten zur Veröffentlichung in Kino, DVD, TV etc.

www.schnittberichte.com:

Was wurde aus Filmen heraus geschnitten?

www.kinoteam.de:

Stuttgarter Verbund von Filmfreunden mit aktuellen Reviews

Meine DVD-Sammlung:

Wilde Zusammenstellung Querbeet (Reihenfolge der Anschaffung)